Latex-Kissen: Vor- und Nachteile, Ratgeber, Bestenliste


„Latex oder Kaltschaum?“
– diese Frage stellt sich dir insbesondere bei der Auswahl des richtigen Nackenstützkissens, sobald deine Schlafposition und die Kissenform geklärt bzw. entschieden sind.

Goldflex Latex Kissen
Nackenkissen aus Stiftlatex (hier Modell der Firma Goldflex)

Nahezu alle führenden Hersteller haben sowohl Kissen aus Latex als auch Kissen aus Polyurethanschaum (Kaltschaum, Viscoschaum, etc.) im Sortiment.
Dazu kommen unzählige Daunen- und Federkissen, die auf dem Markt um die Gunst der Käufer kämpfen.

Gerade bei hochpreisigen Kopfkissen sind jedoch viele Kissenkerne vollständig oder teilweise aus Latex gefertigt.

Das Material hat in den letzten Jahren zwar Marktanteile an Kaltschaumprodukte abgeben müssen, erfreut sich aber im Hochpreissegment immer noch großer Beliebtheit.

Wir wollen dir deshalb in diesem Artikel einen umfassenden Ratgeber zum Thema Latex Kissen an die Hand geben. Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt:

  • Was genau ist Latex eigentlich und welche Herstellungsarten gibt es?
  • Welche Vor- und Nachteile bringt ein Kopfkissen aus Latex mit sich? Sind die Kissen für Allergiker geeignet?
  • Wie pflege ich mein Kissen richtig?
  • Welche Kissenmodelle sind zu empfehlen?

Latex wird aus natürlichen Rohstoffen oder auch synthetisch hergestellt

Naturlatex
Naturlatex wird aus dem Kautschukbaum gewonnen (Foto: PRA, Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Traditionell wird Latex aus natürlichen Rohstoffen gewonnen.

Naturlatex wird aus dem Milchsaft des hauptsächlich in tropischen Breitengraden (Südostasien, Afrika, Südamerika) wachsenden Kautschukbaums gewonnen. Der Milchsaft wird dazu in Handarbeit aus dem Stamm des Baumes „abgezapft“.

Erst im 19. Jahrhundert begann der systematische Anbau von Kautschukbäumen sowie industrielle Nutzung mit der Erfindung des Vulkanisationsverfahrens durch Charles Goodyear (zum Herstellungsverfahren siehe unten).

Mittlerweile werden allerdings über die Hälfte des weltweiten Latex- bzw. Kautschukbedarfs synthetisch hergestellt.

Das beudetet, dass für die Herstellung von synthetischem Latex nicht der Milchsaft des Kautschukbaums, sondern Ersatzmaterialien verwendet werden. Im Wesentlichen handelt es sich hier um petrochemische, fossile Stoffe wie zum Beispiel Rohöl-Bestandteile.

Was bedeutet das nun für die Auswahl deines Kopfkissens? Zum einen hat Naturlatex in Bezug auf die Atmungsaktivität und Feuchtigkeitsmanagement die Nase klar vorn. Damit ist es für dich besser geignet, wenn du im Schlaf viel schwitzt. Synthetische Materialien sind dagegen um 10-15% fester.

Auf der anderen Seite sind Kissen aus Naturlatex deutlich teurer als die synthetisch hergestellten Latexprodukte. Dies gilt natürlich für Kissen genauso wie für Matratzen.

Empfehlung: Der Anteil von natürlichen Rohstoffen sollte so hoch wie möglich sein. Am besten beträgt er mindestens 80%.

Latex wird im Wesentlichen nach dem Dunlop- und dem Talalay-Verfahren produziert

Neben den verwendeten Rohstoffen unterscheidet sich Latex auch in der Art der Herstellung. Hier wird im Wesentlichen zwischen Dunlop-Latex und Talalay-Latex unterschieden.

Wichtig: Mit beiden Herstellungsverfahren kann sowohl Naturlatex als auch synthetischer Latex, also aus Rohöl gewonnener Rohstoff, verarbeitet werden. In vielen Produktsverfahren werden jedoch Mischungen aus den beiden Materialien genutzt, also z.B. Naturprodukte einer synthetischen Grundbasis beigemischt.

Dunlop-Latex ist ein bewährtes, kostengünstiges Verfahren

Dunlop-Verfahren
Dunlop Latex: Stiftform und unregelmäßige Luftbläschen sind zu erkennen

Dunlop-Latex bezeichnet Latex, das mit Hilfe eines in den 1920er Jahren von der Firma Dunlop entwickelten Herstellungsverfahrens hergestellt worden ist.

Das Dunlop-Verfahren ist heutzutage das gängigste Verfahren zur industriellen Herstellung von Matratzen und Kopfkissen.

Der Produktionsprozess verläuft in mehreren Schritten ab:

  • Zunächst wird der Latexrohstoff unter Hinzugabe eines Geliermittels aufgeschlagen bzw. aufgeschäumt bis das Volumen sich ca. verzehnfacht hat
  • Dann wird die Schaummasse in eine Form gegossen. Heizstifte in der Form erzeugen die typischen Luftröhrchen in den Matratzen und Kissenkernen (siehe Foto links). Daher spricht man teilweise auch von Stiftlatex
  • Es folgt die Vulkanisierung, d.h. das Erhitzen mit Hilfe von heißem Wasser oder Dampf auf Temperaturen von über 100 Grad Celsius
  • Zum Schluss wird der Kissenkern gewaschen und getrocknet

Du willst dir konkrete Kissenmodelle anschauen? Die Nackenkissen von Paradies (Paradies Latex Vario Ergonomic) und das Centa-Star Extra Relax werden beispielsweise nach dem Dunlop-Verfahren gefertigt.

Talalay-Latex stellt die höchste Latex-Qualität dar

Schon wenige Jahrzehnte nach der industriellen Nutzung des Dunlop-Verfahrens entwickelten zwei russischen Ingenieure names Talalay in den 1940er Jahren ein alternatives, nach ihnen benanntes Herstellungsverfahren.

Talalay-Latex
Talalay-Latex: Man erkennt die feinere Zellstruktur

Das Talalay-Verfahren basiert auf dem Einsatz von sehr hohen und niedrigen Temperaturen. Anders als beim Dunlop-Verfahren, wird Talalay-Latex nicht nur erhitzt sondern auch gefroren.

Auch das Talalay-Verfahren besteht ebenfalls aus mehreren Produktionsschritten:

  • Zunächst wird die Rohmasse mit Wasserstoffperoxid und ggf. weiteren Katalysatoren durch Aufschäumen auf das ca. 12fache Volumen gebracht
  • Anschließend erfolgt wie auch beim Dunlop-Verfahren das Eingießen in eine Stiftform, in der sich das Rohmaterial durch Vakuumisierung ausbreiten kann
  • Die folgende Schockgefrierung bei Temperaturen von bis zu -30 Grad Celsius ist die Besonderheit von Talalay-Matratzen und -Kissen. Hierdurch wird eine offene Zellstruktur erzeugt, die ein Kopfkissen z.B. noch punktelastitischer machen
  • Im Anschluss folgt wie beim Dunlop-Verfahren auch die Vulkanisierung des Kissens bei Temperaturen von über 100 Grad Celsius

Das Talalay-Verfahren benötigt deutlich mehr Energie als andere Herstellungsverfahren. Daher sind Talalay-Kissen um einiges teurer als andere Latex- oder Kaltschaumkissen.

Werkmeister Latex
Qualitätsführende High-End Latex Kissen von Werkmeister

Du überlegst, ob ein Talalay-Kissen für dich das richtige sein könnte? Schau dir unbedingt auch unsere Testberichte zum Diamona Formalux Nackenkissen und zum Kopfkissen von Muun an! Ein besonders hochwertiges Produkt ist das in drei Größen verfügbare Nackenkissen von Werkmeister als auch das V28 Air Nackenkissen.

Ganz neu auf dem Markt: Pulse-Latex nach dem Sonocore-Verfahren

Erst im Jahr 2012 gab in im Bezug auf die Herstellung von Latexprodukten wieder eine große Veränderung. Die belgische Firma Latexco hat nach jahrelanger Forschung und Entwicklung ein neues Herstellungsverfahren entwickelt und patentiert.

Beim sogennanten Sonocore-Verfahren kommt einerseits keine starre Ausgussform aus Aluminium mehr zum Einsatz. Vielmehr werden die Kissenkern auf einer Art Fließband bewegt und in „Endlosproduktion“ gefertigt. Außerdem erfolgt die Vulkanisierung durch endogene Erhitzung, d.h. im Grunde wird das Material wie in einer Mikrowelle von innen erhitzt.

Das neue Produktionsverfahren hat handfeste Vorteile: Zum einen sinkt der Energieverbrauch deutlich, zum anderen verbessern sich die Produkteigenschaften weiter. In einem mit dem Sonocare hergestellten Kissenkern wirst du keine Stiftlöcher mehr finden. Das Produkt ist zudem noch feiner, atmungsaktiver und punktelastischer.

Noch sind leider erst wenige Produkte, die mit dem Sonocore-Verfahren hergestellt wurden, am Markt verfügbar. Hauptsächlich handelt es sich um Matratzentopper für Boxspringbetten und nicht um Kopfkissen.

Empfehlung: Talalay-Kissen bieten bessere Produkt- und Liegeeigenschaften als Kissen, die nach dem Dunlop-Verfahren hergestellt wurden.

Für welche Schlafpositionen eignen sich Latex-Kissen?

Egal ob du Seiten- Rücken- oder Bauchschläfer bist, das Kissenmaterial schränkt die Einsatzmöglichkeiten nicht ein.

Wichtig bei der Kissenauswahl ist im Gegensatz dazu vielmehr die richtige Höhe deines Kissens, die für alle Schlaftypen von der Matratzenhärte abhängt und bei Seitenschläfer insbesondere auf die Schulterbreite abgestimmt sein sollte.

Eignen sich Latex-Kissen für Allergiker?

Allergie Produkte
Latexallergiker müssen im Alltag zahlreiche Produkte meiden – zum Beispiel Handschuhe mit Latexanteil

Ob ein Kissen für dich als Allergiker geeignet ist oder nicht, kommt natürlich zu allererst auf die Art der Allergie an.

Bei einer Latexallergie solltest du auf ein alternatives Kissenmaterial ausweichen

Bei einer Latexallergie solltest du einen großen Bogen um Naturlatex machen. Manche Personen entwickeln die Allergie auch gegen synthetische Produkte.

Bei dieser Form der Allergie bildet dein Immunsystem Abwehrstoffe gegen den im Produkt enthaltenen Proteinen. Betroffen sind oft Menschen, die sehr oft mit entsprechenden Produkten in Kontakten kommen, z.B. medizinisches Personal. Abhilfe schafft nur das konsequente Vermeiden der Stoffe, die Allergene enthalten.

Übrigens sind durch Bettwaren, die Latex enthalten, noch keine Allergien hervorgerufen worden. Zum Glück leiden insgesamt nicht einmal 2% der Bevölkerung an dieser Form der Allergie.

Für Hausstaubmilbenallergiker sind Latexkissen allerdings eine gute Wahl

Unser Bett ist das Milbenparadies schlechthin. Mehr als die Hälfte dieser Kleinstlebewesen tummeln sich in unseren Betten und besetzen Kissen und Matratze.

Hausstaubmilbenallergiker sind gegen die Ausscheidungen der Milben allergisch. Vereinfachend wird dennoch oft von einer Hausstauballergie an Stelle einer Hausstaubmilbenallergie.

Kissen aus Naturlatex sind aufgrund der guten Atmungsaktivität im Allgemeinen gut für Hausstauballergiker geeignet. Als zusätzlichen Schutz empfehlen wir dir ein sogenanntes Allergiker-Encasing. Diese Kissenbezüge halten Milben von deinem Kopfkissen fern.

Wie wasche ich mein Latex-Kissen richtig?

Der überwiegende Anteil der Kissenhersteller empfehlen den Kissenkern nicht zu waschen. Beim Waschen, insbesondere in der Waschmaschine, würde der Kissenkern seine Formstabilität und Elastizität verlieren, da das Material schwer zu trocknen ist.

Kopfkissen waschen
Der Kissenkern gehört nicht in die Waschmaschine

Da der Bezug des Kissens in der Regel bei bis zu 60 Grad Celsius in der Waschmaschine gewaschen werden kann, reicht es im Normalfall aus, den Kissenkern gut auszulüften und vor allem auch regelmäßig umzudrehen.

Unsere Empfehlung ist daher, den Kissenkern auf keinen Fall in die Waschmaschine zu geben. Wenn du dein Kissen unbedingt waschen möchtest, dann am besten per Handwäsche mit sehr mildem Feinwaschmittel oder auch Shampoo (dann natürlich nicht in der Waschmaschine!). Dabei und danach das Kissen regelmäßig auswringen, aber nicht daran scheuern bzw. rubbeln, da du sonst das Material zerstören könntest.

Falls es der typische Neugeruch ist, der dich stört, raten wir dir zum Abwarten. Der Geruch verfliegt nach wenigen Tagen oder Wochen. Sollte der Geruch nach zwei Wochen noch zu stark wahrnehmbar sein, raten wir zur Rücksendung des Kissens. Das ist bei allen Online-Händlern in den ersten 14 Tagen kostenlos möglich.

Für weitere Informationen zur Pflege deines Kissens, haben wir einen seperaten Ratgeber „Wie wasche ich mein Kopfkissen richtig“ veröffentlicht.

Die wesentlichen Vor- und Nachteile von Latexkissen kurz zusammengefasst

Vorteile

  • Latex-Kissen weisen eine im Vergleich mit Kaltschaumkissen besonders hohe Punktelastizität und Formstabilität auf
  • In Bezug auf Atmungsaktivität und Belüftung ist insbesondere Naturlatex anderen Materialien überlegen und für moderate Vielschwitzer eine Überlegung wert
  • Latex ist Stoff, den Hausstaubmilben nicht mögen und daher eine gute Wahl für Allergiker
  • Naturlatex ist ein nachwachsender Rohstoff und wird – abgesehen vom Talalay-Verfahren – in einem nachhaltigen Produktionsprozess verarbeitet. Das Produkt ist zudem sehr langlebig
  • Das Material macht bei häufigen Bewegungen kaum Geräusche im Schlaf – dein (empfindlicher) Partner wird es dir danken

Nachteile

  • Naturlatex-Kissen sind deutlich teurer als Konkurrenzprodukte aus synthetischen Materialien oder auch aus Kaltschaum
  • Menschen, die aus medizinischen Gründen überaus stark schwitzen (z.B. durch notwendige Medikamenteneinnahme), sollten über alternative Kissenmaterialien nachdenken. Das Kissenmaterial in Latexkissen kann bei sehr aggresivem Schweiß über längere Zeit angegriffen werden
  • Kissen aus Latex sind deutlich schwerer als Feder-, Daunen- oder Kaltschaumkissen. Sie sind daher unhandlicher und weniger gut zu transportieren
  • Der Eigengeruch ist anfangs bei Latex-Produkten im Vergleich zu anderen Materialien stärker wahrnehmbar. Das gilt insbesondere für Kissen, die mit dem Dunlop-Verfahren hergestellt wurden. Dieser verfliegt jedoch bei qualitativ hochwertigen Produkten schon nach einigen Tagen

Gute Latexkissen in der Übersicht: Unsere Top-Liste

Hier ein Vergleich ausgewählter Latexkissen in der Übersicht:
Du bist auf der Suche nach einem neuen Kopfkissen und möchtest auch andere Kissenmaterialien in deiner Auswahl berücksichtigen? Schau dir auch unsere Top-10 Bestenliste, einer handverlesenen Auswahl von Nackenstützkissen an.

Nr. 1: Werkmeister

Werkmeister Latexkissen
  • Material: Talalay-Latex (100%)
  • Schlaftyp: Rücken, Seite (in drei verschiedenen Höhen verfügbar)
  • Wertung: 4.6
  • Preis: Ab 81 Euro bei Amazon

Nr. 2: Centa-Star Relax

Centa-star Breath
  • Material: Kaltschaum (80%) / Latex (20%) Mischung
  • Schlaftyp: Rücken, Seite (Höhe anpassbar)
  • Wertung: 4.2
  • Preis: Ab 79,96 EUR bei Amazon.

Nr. 3: Peanut-Latexkissen

  • Material: Naturlatex (Kern)
  • Schlaftyp: Rücken, Seite (nicht höhenverstellbar)
  • Wertung: 4.2
  • Preis: 80-90 Euro

Nr. 4: Paradies Vario Ergonomic

 

Paradies Latex Nackenstützkissen
  • Material: Latex (83%) /  Polyurethan (17%) Mischung
  • Schlaftyp: Rücken, Seite
  • Wertung: 4.2

Nr. 5: Diamona Formalux

Formalux Nackenkissen

Bewerte diesen Beitrag!
[Abgegebene Stimmen: 24 Durchschnittsbewertung: 4]